2 Techniken im WWW

Das World Wide Web (WWW) hat -- seit seinem Beginn 1990 -- ein exponentiales Wachstum gezeigt. Heute ist es der bekannteste Service im Internet. Die meisten Dokumente im WWW werden immer noch in der Hypertext Markup Language (HTML) gespeichert und mit dem Hypertext Transfer Protokoll (HTTP) von Web-Servern Klienten zur Verfügung gestellt. Wie WBT-Systeme diese Infrastruktur nutzen können ist Inhalt dieses Kapitels.

2.1 Hyper...


Abbildung 2: Entwicklung des Hyper...systems

Der größe Erfolg des WWW baut auch auf der einfachen Struktur und Verwendbarkeit von Hypertext/Hypermedia auf. Um diesen Erfolg auf das Web-Based Training zu übertragen muß aber einiges an Funktionalität verändert und ergänzt werden. Abbildung 2 zeigt in einem Flußdiagramm das Ziel dieses Entwicklungprozesses:
Abbildung 3: Idee des klassischen Buchs

  1. Ausgangspunkt der Entwicklung: Idee des klassischen Buchs (vgl. Abbildung 3):
  2. Hypertext ergänzt den klassischen Text um Nichtlinearität. Auch in Büchern werden dem Leser verschiedene Möglichkeiten gegeben, den Text nichtlinear zu lesen. Der Autor arbeitet mit Inhaltsverzeichnis, Verweisen, Fußnoten, etc. Hypertext ermöglicht diese Verweise und Beziehungen aber noch expliziter. Die strikte Führung auf einem vorgeschriebenen Pfad durch die Information wird zugunsten von mehr Freiheit für den Leser aufgegeben. Wahlmöglichkeiten werden durch verschiedene Verweise -- auch direkt auf Sekundärquellen -- gegeben. Ein Hypertextsystem besteht aus drei wichtigen Komponenten:
    1. Dokumente: Knoten; atomare Stücke von Informationen
    2. Verzeichnisse: Sammlungen von inhaltlich oder strukturell zusammengehörigen Dokumenten
    3. Verweise: Kante; Beziehungen zwischen Dokumenten und/oder Verzeichnissen
    Die Idee des Hypertexts war erst durch den Wechsel zum Computer möglich, auch wenn der heutige Hypertext noch keineswegs alle Vorteile von verteilten Multimedia- Computer- Systemen nutzt.
  3. Hypermedia erweitert den Hypertext um die Möglichkeit, verschiedene Medien der Computerplattform einzubeziehen. Dokumente (d.h. Stücke von Information) können in einer Form, die zum Inhalt paßt, dargestellt werden. So läßt sich zum Beispiel durch Visualisierung bestimmter Lerninhalte das Lernen unterstützen. Durch die Integration verschiedener Medien geht aber die Synchronisationmöglichkeit zwischen den Informationsbruchstücken verloren. Zum Beispiel ist es nicht mehr einfach möglich, den Zugriff über eine Textschnittstelle und einen Videofilm auf einander abzustimmen.
  4. Intelligentes Hypermedia ergänzt das System um Aspekte aus der künstlichen Intelligenz (KI). Nach dem von Quillian und Collins entworfenen Modell der semantischer Repräsentation in einem Netzwerk (semantisches Netz), das die Konzeption eines semantischen Gedächtnisses darstellt, wird das Web (oder der Teil, der das WBT-System darstellt) als Ganzes in einer quasi-hierarchischen Weise, in der jedes Dokument einen (selten mehrere) Elterknoten und im allgemeinen einige Kindknoten hat, strukturiert, um die Lagebestimmung zu erleichtern. Außerdem hat jeder Knotenpunkt auch einen direkten Verweis zu einem Überblickdokument. Nicht-prozedurale Programmierkonzepte, wie die logische Programmierung (z.B. PROLOG) und funktionale Programmierung (z.B. LISP) sind zwar gut geeignet, bestehende Regeln und Constraints zur Laufzeit auszuwerten, aber nur schlecht vereinbar mit der Theorie von semantischen Netzen. Sie müssen hier entfallen.
  5. Hypermedia Processing. Einfacher Hypertext macht nur eingeschränkt von der Leistungsfähigkeit eines Computersystems Gebrauch. Die Speicherkapazität und grundlegende Funktionen, wie ,,Folgen eines Verweis'' und ,,Darstellen eines Dokuments'' werden genutzt. Die Verarbeitungsleistung wird erst durch Ergänzen von Dynamik in das System genutzt. Abhängig von aktuellen Randbedingungen wird eine Dokument oder ein Verweis dynamisch berechnet. Dadurch geht die statische Struktur des Hyper...systems verloren. Außerdem läßt sich nicht mehr eine einfache Semantik für allgemeine Begriffe, wie Verweis, Dokument, statisch oder dynamisch angeben.
  6. Die Vision ist Hyperinformation (\cite{Müh90}). In ihr wird zusätzlich die Mitarbeit und der Lernerfolg des Benutzer integriert, d.h.: der Lerninhalt wird abhängig vom Wissensstand und den Lernbedürfnissen des Benutzers präsentiert. Außerdem werden Erfahrungen in der Entwicklungen von graphischen Benutzeroberflächen und -führungen übernommen. Hier sollten zur Vervollständigung auch die im vorherigen Entwicklungsprozess entfernten Aspekte wieder aufgenommen werden. Ein Hyperinformation System kann somit als intelligentes Hypermedia Processing System mit Medien- Synchronisation, nicht-prozeduraler Programmierung, Dynamik, Struktur, einer allgemeinen Semantik und einer Lern-Fortschrittsbeachtung mit graphischer Benutzeroberfläche charakterisiert werden.

Abbildung 4: Zusammenhang von SGML, XML, HTML, CSS und DSSSL [BM98]

2.2 Weiterentwicklung: XML

Das World Wide Web (WWW) baut derzeit noch auf dem recht einfachen Hypertextsystem HTML auf. Komplexere Verarbeitungen der Dokumente oder ganze Anwendungen im WWW, wie Softwareverteilung, E-Commerce und WBT-Systeme sind nur mit leider oft proprietären Erweiterungen und mit einem Wirrwar von Zusatzprodukten möglich. Um der Gefahr des Auseinanderdriftens im WWW -- weg von einer Standardisierung -- zu begegnen, hat das World Wide Web Consortium (im Weiteren W3C genannt) schon 1996 den ersten Vorschlag zur Extensible Markup Language (XML) vorgestellt. XML ist eine Teilmenge von SGML. Sie ist für die Verwendung im Web gedacht. Mit XML wird eine Klasse von plattformunabhängige Datenobjekten, (XML-Dokumente), sowie teilweise das Verhalten von Programmen, die solche Dokumente verarbeiten beschrieben. Im SGML-Umfeld ist eine grundsätzliche Trennung von Struktur und Formatierung des Inhalts eines Dokuments längst Standard. In HTML ist das Aussehen von bestimmten Markup-Tags, wie zum Beispiel

...

fest im Browser der verscheidenen Hersteller einkodiert. Erst mit der Einführung von Cascading Style Sheets (CSS) ist zumindest eine Anpassung der Festlegungen für eigene Dokumente möglich. So ist durch Einführung eines Style Sheets für eine beliebige Menge von Dokumenten ein einheitliches Aussehen einer Website (,,Corporate Identity'') ohne zu großen Aufwand bei Änderungen machbar. Die Extensible Style Language unterscheidet sich von HTML in drei Hauptaspekten (\cite{Bos97}):
  1. Informationsanbieter können neue Tags und Attributnamen definieren.
  2. Dokumentstrukturen können beliebig verschachtelt werden.
  3. Jedes XML-Dokument kann eine Beschreibung der eigenen Grammatik für den Gebrauch durch Anwendungen, die Aktionen auf ihm durchführen, enthalten.
Für die Darstellung von XML-Objekten bietet die Extensible Style Language (XSL) mehr Funktionen als dies schon CSS für HTML bereit stellt. XSL besteht aus Konstruktions- und Stilregeln, mit denen das Aussehen der Objekte und die Umwandlung in andere Formate für die Darstellung ([footnote] Derzeit ist dies noch hauptsächlich HTML für einem der weit verbreiteten WWW-Browser.) zu ermöglichen sind. Außerdem implementiert XSL eine Untermenge der Funktionen von DSSSL-O und ermöglicht so auch Skripting auf dem XML-Dokument. In Verbindung mit XSL könnte XML somit künftig das universelle Format für den Datenaustausch im Web werden.
----------------------------------------------------------------
[home] [TOC] [prev] [next] [guestbook] [contact]          (c) SM